Presse

Artikel erschienen im “Karlsruher Kind” im Oktober 2014, 26. Jahrgang/ Nr. 10

Wenn die Wut mit Wucht kommt…

Sie stehen nach einem langen Arbeitstag und mit einem übermüdeten Kind, das Sie gerade nach 8 Stunden Kita abgeholt haben, gestresst an der Supermarktkasse und wollen eigentlich nur noch eins: schnell bezahlen und nach Hause. Aber da haben Sie die Rechnung ohne ihr Kind gemacht. Das findet nämlich spätestens an der Kasse beim Anblick der Quengelware ideale Voraussetzungen für einen Wutanfall: es ist übermüdet, hungrig, gelangweilt und gestresst und möchte eigentlich dasselbe wie sie, nach Hause und was essen. Wie gut, das letzteres Bedürfnis direkt hier an der Kasse zu stillen ist. Und so schallt es ehe sie sich versehen laut durch den Einkaufsladen “Schokolade!”. Sie versuchen ruhig und konsequent zu bleiben und ihr Kind zu beruhigen “Nein, wir haben Schokolade zuhause. Ich kaufe jetzt keine Schokolade. Du bekommst daheim welche!”. Ihr Kind lässt sich aber nicht beruhigen “Schokolahadeeee!”. Und dann steuert die Situation auf das zu, was sie nun gerade gar nicht brauchen können. Auf einen Wutanfall. Und nach spätestens fünf Minuten befinden Sie sich möglicherweise in folgender Situation: Jetzt werden sie nämlich wütend darüber, dass das Kind nicht aufhört wütend zu sein. „Jetzt nerv nicht rum, ich kauf dir keine Schokolade und wenn du jetzt nicht aufhörst zu schreien, dann geh ich ohne dich nach Hause.“

Sie alle kennen solche oder ähnliche Situationen und wissen, wie hilflos man sich darin fühlen kann. Manchmal ticken Kinder völlig aus. Sie können sich in ihre Wut so hineinsteigern und wissen am Ende oft selbst nicht mehr, worum es eigentlich grade ging. Für uns Eltern sind die Ursachen des Wutanfalls oft nicht nachvollziehbar. Für alle Beteiligten sind das anstrengende, emotionsgeladene und schwierige Situationen. Wenn wir Erwachsene wissen, was in diesen Momenten im Gehirn des Kindes vor sich geht, dann gelingt es uns gelassener zu bleiben. Wir werden dem Kind gerechter, weil wir wissen, was wir von ihm erwarten können. Wie wir uns in der konkreten Situation verhalten, wie wir reagieren, hängt aber auch von der Frage ab: Was bedeutet das eigentlich für uns, wenn unser Kind so zornig ist? Welche Verhaltensoptionen haben wir, wie können wir reagieren, wenn wir uns in einer solchen Situation befinden?

In unserem Workshop „Wenn die Wut mit Wucht kommt“ wollen wir uns anschauen, wie Wut im Gehirn entsteht und einen möglichen Umgang mit Wut ausprobieren, so dass wir uns mit unserem Kind nicht jedes Mal in eine Spirale der Wut bewegen.

Weitere Informationen finden Sie hier.


Artikel erschienen im “Karlsruher Kind”, 25. Jahrgang/ Nr. 4

„Ich habe keine besondere Begabung ich bin nur leidenschaftlich neugierig.“

Albert Einstein, Physiknobelpreisträger

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© H.-J. Spindler/ PIXELIO

Ein interessanter Satz für einen Mann, der so genial war wie Einstein und solch revolutionäre Dinge entdeckt hat wie die Relativitätstheorie. Und doch ist es ein Satz voll Wahrheit, denn nicht die besondere Begabung eines Menschen ist maßgeblich dafür, dass er im Erwachsenenleben erfolgreich und glücklich ist, sondern die angeborenen Fähigkeiten, Potentiale und Schätze, mit denen jedes Kind auf die Welt kommt und die Erfahrungen, die es im Laufe seines Lebens macht. Es kommt darauf an, dass es uns und unseren Kindern gelingt, diese Potentiale wie z.B. Neugierde und Begeisterungsfähigkeit bis ins Erwachsenenleben zu bewahren.

Wenn ich meinen zweijährigen Sohn sehe, wie er mich anstrahlt und voll Begeisterung feststellt: „Mama, ich bin gewachsen“, nachdem es ihm endlich gelungen ist, an den Lichtschalter oder die Türklinke zu kommen, sehe ich all diese Begabungen, die ein Mensch braucht, um im Leben zu bestehen. Neugierde, Begeisterung, den Willen, Dinge immer wieder auszuprobieren, ohne zu wissen, ob sie funktionieren oder nicht, die Fähigkeit vorurteilsfrei auf andere zuzugehen und nicht alles gleich zu bewerten, die Fähigkeit, unsere Umwelt achtsam wahrzunehmen und dadurch Dinge zu sehen, die wir Erwachsene so oft nicht (mehr) sehen. All diese Schätze und Potentiale bringen unsere Kinder mit auf die Welt und das Gehirn unserer Kinder ist dafür gemacht, all diese Schätze zu bewahren und zu entfalten. Wie und wodurch dies gelingen kann und wie unser Gehirn Informationen und Erfahrungen verarbeitet und „abspeichert“, darum soll es in meinen Kursen für Eltern, Großeltern und Interessierte gehen. Aber es geht auch darum, dass unser Gehirn ein Leben lang plastisch, dass heißt veränderbar bleibt, und geprägt ist, von den Erfahrungen, die wir machen. Unser Gehirn speichert Erfahrungen, mit denen wir jede eingehende Information abgleichen und bewerten. So beeinflussen uns unsere ganz frühen Erfahrungen ein Leben lang. Deshalb ist es so wichtig, wie wir mit unseren Kindern umgehen. Indem wir die Potentiale unserer Kinder lebendig halten, gelingt es uns, ihnen zu helfen, glückliche Erwachsene zu werden. Und da auch unser eigenes Gehirn ein Leben lang veränderbar bleibt, können wir mit unseren Kindern über uns hinaus wachsen, neue Erfahrungen machen und Freude und Glück erleben.